Ein Hauch von Rom am Rhein: das verborgene Glanzstück Colonia Ulpia Trajana

Wenn die Mauern von Xanten sprechen könnten, erzählten sie wohl eine Geschichte der Götter, Kaiser und Kriegsherren. Nicht weit von den malerischen Toren der mittelalterlichen Stadt entfaltet sich die kaum vorstellbare Pracht der drittgrößten römischen Metropole nördlich der Alpen – die Colonia Ulpia Trajana, ein Juwel der Antike, eingeweiht im Jahre 110 n.Chr. unter dem wachsamen Blick Kaiser Trajans.

Stellt euch eine blühende Stadt vor, in der über 10.000 Seelen zwischen prächtigen Tempeln, geräumigen Thermen und einem geschäftigen Amphitheater ihr Treiben hatten. Hier pochte das Herz des Lebens und des Fortschritts. Doch wie ein Schleier des Vergessens legte sich das Dunkel der Geschichte über die CUT, als fränkische Legionen im Jahr 276 ihr den Untergang brachten.

Ab da wurde aus der Größe Trümmer, die Stille trat an die Stelle des Marktlärms, und die einstige Pracht verkam zum Geist der Vergangenheit. Die mittelalterlichen Einwohner sahen in den Ruinen nicht die Erinnerung an eine goldene Ära, sondern praktisches Baumaterial. Ironischerweise gab genau dies, was einst Ausdruck römischer Zivilisation war, dem Xantener Dom sein Gerüst.

Jahrhunderte schlummerte die CUT im Schatten der Geschichte, bis endlich im 18. Jahrhundert die Archäologie sie aus ihrem Dornröschenschlaf erweckte. Ausgrabungen förderten Schicht um Schicht zu Tage und enthüllten kostbare Einblicke in eine vergangene Welt.

Heute schreitet der Besucher durch den Archäologischen Park Xanten, wo die Vergangenheit durch rekonstruierte Bauwerke – seien es Amphitheater, Herbergen oder Handwerkerhäuser – zum Leben erwacht. Man wandelt auf den Spuren der Römer, entlang der imposanten Stadtmauern, vorbei am majestätischen Hafentempel.

Unter einem schützenden Dach eingebettet, bieten die freigelegten Fundamente der Römischen Thermen nun einen Blick in die Wellness-Kultur der alten Römer. Hochmoderne Stege führen die Besucher über die jahrtausendealten Steine und mitten hinein in die Geschichte.

Das benachbarte Römermuseum, ein Portal in die Welt der Antike seit seiner Neueröffnung im Jahr 2008, gibt den stummen Zeugen der Vergangenheit – den zahlreichen Fundstücken – ihre Stimme zurück.

Die Geschichte von Colonia Ulpia Trajana ist eine der Zerstörung und Wiederentdeckung, des Vergessens und Erinnerns. Sie ist ein fesselndes Kapitel in der Chronik der Menschheit, das unmittelbar vor unserer Haustür liegt und darauf wartet, weitererzählt zu werden.